Geschichte

Die Geschichte der Marienkapelle Aulendorf und der Capellengemeinde Aulendorf e.V.

1746
Die 14 Interessierten des Südfeldes beschließen auf dem Hof Homoet, wegen der weiten Wege („man war besorgt um das Seelenheil der Kinder“) zur Billerbecker Kirche, eine Kapelle in Aulendorf zu errichten, nebst Küsterei, in der notdürftig eine private Schule (1 Raum, ca. 20m²) eingerichtet wurde.
In dem Schreiben an die bischöfliche Verwaltung erklären sich die Bittsteller „…für sich und ihre Erben unter Ehrenpfand, daß einer für alle und alle für einen sich verbindlich machen und versprechen, falls an dem auf ihre Kosten erbauten Heiligtum Mängel oder Baufälligkeiten auftreten, künftig selbige allemal zu ewigen Zeiten reparieren…“.

1747

Am 14. Januar 1747 erhielten die „intresirten“ eine behördliche Genehmigung zur Errichtung einer Kapelle „auf dem sogenannten „suthfeld“ (Südfeld), auf diesem gemeinen und wüsten Grund“.

Somit wurde ein Fachwerkgebäude mit Strohdach errichtet. Finanziert wurde es unter anderem durch die Bewirtschaftung des Kapellenlandes und dem Erlös über verkaufte Früchte.

1816
Es wurde ein Antrag auf Erweiterung der Küsterei / Schule gestellt.

1836
Nach knapp 90 Jahren und langem hin und her (preußische Neuordnung, neue Schulgrenzen, etc.) wurde eine neue, einräumige Schule neben der Kapelle in Fachwerkbauweise gebaut. Rund 100 Schüler gab es zu dieser Zeit.

1876
40 Jahre nach dem Schulbau war es einem Aulendorfer Lehrer vergönnt, eine Dienstwohnung neben der Schule zu beziehen. Der Wohnungsbau kostete 7400,- M (Mark oder Goldmark, wobei 1,- M von damals in 2021 ca. 18,- € entspricht, gleich etwa 133000,- €) und wurde aus Kostengründen immer wieder hinausgezögert. Die Lehrer bezogen bis dahin Kost und Logis von den Bauern.

September 1888
Androhung der bischöflichen Behörde, die Kapelle zu schließen, da sie sich in einem für den Gottesdienst unwürdigen Zustand befände.

Aussage 1995 in der Kirchenzeitung von Heinrich Brockhoff (Senior):


Mein Vater war damals 18 Jahre alt:
„Früher, als die Fachwerkkapelle noch da war, da hat es durch das Strohdach geregnet, und die Frauen saßen mit Schirmen bei der Messe. Schließlich hat der Pater in der Messe gesagt: Nebenan sieht man die schönsten Höfe, richtige Schlösser sind das, und unser Herrgott muss im Schafstall wohnen“.

Die Eigentümer taten sich schwer, die Kapelle zu renovieren, haben viel diskutiert und nicht gehandelt. Die Kapelle war ein einfacher Fachwerkbau mit Strohdach!

Erst die Androhung des Propstes aus Billerbeck, keinen Gottesdienst mehr zuzulassen hat eine Einigung erbracht und somit wurde der Bau einer neuen Kapelle beantragt.

23. Januar 1889
Genehmigung zum Bau der neuen Kapelle.

März 1889
Beginn der Arbeiten an der neuen Kapelle, eigentlich Kirche und nicht Kapelle, weil es sich um eine neugotische Saalkirche handelt. Zu sehen ist dies an den vier Säulen. Für das Mauerwerk wurde Baumberger Sandstein als Verblender verwendet.
Laut Voranschlag sollten die Kosten 13.695,27 Goldmark betragen. Die endgültigen Kosten betrugen 22.000 Goldmark. Die Bausausführung lag in den Händen des Baumeisters A. Mühlenkamp aus Höpingen, der 20 Jahre vorher die Lehrerwohnung geplant hatte. Hand- und Spanndienste sowie die Lieferung des Holzes wurden kostenlos von den Bewohnern der Bauerschaft geleistet.

24. September 1890
Einweihung der Kapelle.

1902
Erste schriftliche Aufzeichnungen über die Existenz eines Gesangvereins, wobei im vorherigen Jahrhundert schon so etwas wie ein Gesangverein existierte, der von den damaligen Lehrern der Schule geleitet wurde.

1916
Fond für ständigen Geistlichen wurde eingerichtet. Es wurden 11.679 RM gesammelt.

1909-1910
Aufgrund des schlechten Zustandes und der zu kleinen Räumlichkeiten der alten Schule wurde eine neue Schule gebaut, welche sich als Gebäude noch heute auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet. Die Schule wurde zwei-Klassig mit je einer Dienstwohnung für einen Lehrer und einer Lehrerin für etwa 30.000,- Mark (2021 etwa 300000,- €) durch den Kreisbaumeister Besselmann gebaut.

Die alte Schule inkl. der Lehrerwohnung wurde an einen Schreiner und Wagenbauer Arning vermietet, der aus dem Schulgebäude eine Schreinerwerkstatt machte und in der Lehrerwohnung wohnte. Deshalb nennt man es heute noch „Arningsches Haus“.

1912
Die alte Schule (1836) mit Wohnung (1876) wurde von den „Interessierten“ gekauft.

1916
Es wurde ein Fond für einen ständigen Geistlichen eingerichtet. Hierdurch konnten 11.679,- Mark (2021 umgerechnet etwa 70000,- €) gesammelt werden.

1922
Erster ordentlicher Aulendorfer Gesangverein mit Aufzeichnungen in einer Chronik. Ab diesem Jahr wurden Schützenfeste gefeiert und später nach dem zweiten Weltkrieg ist deswegen daraus ein selbstständiger Schützenverein gegründet worden. Auch aus den damaligen Aufzeichnungen ist ersichtlich, dass schon eine Wirtschaft Dartmann existierte.

1923
Einbau einer Orgelbühne auf Kosten des Gesangvereins in der Kapelle.

1936
Nach der Geldentwertung war das Vermögen des Fonds von 1916 auf 663,- RM geschrumpft. Die rechtzeitige Freigabe wurde durch den damaligen Kirchenvorstand verzögert, so dass das Geldvermögen verfiel.

1938-1945

Einstellung aller kirchlichen und weltlichen Vereinsaktivitäten bis zum Ende des 2. Weltkrieges 1945. Es durften nur KDF (Kraft durch Freude) – Vereine betrieben werden.

1946
Am 08. Dezember, dem Patronatsfest, gab es eine 200-Jahrfeier der Kapellengemeinde Aulendorf.

1948
Es wurde eine Orgel in der Kapelle eingebaut, aus Resten und Trümmern aus anderen Kirchen.

1960
Ab 1960 waren erbfolgenbedingt noch 12 Mitglieder bei den Interessierten, die nur einstimmige Entscheidungen herbeiführen konnten.

1962
Im Sinne der neuen Liturgie wurde der Altarraum umgestaltet. Bei dieser Gelegenheit wurde auch der Innenraum der Kapelle renoviert. Die im Krieg zerstörten Fenster im Chorraum wurden von dem Kunstglaser Paul von der Forst, Münster, neu erstellt. Das Tabernakel schuf der Leiter der Folgwangschule, Herr Professor Schrader.

Das Tabernakel schuf der Leiter der Folkwangschule, Herr Professor Schrader. Im Zuge der Renovierung 1993 – 1995 wurde das Tabernakel durch das ursprüngliche Tabernakel ersetzt. Dieses stand bis 1963 in der Pfarrkirche St. Johann und stammt aus dem 19. Jahrhundert.

Das Ehrenmal für die Verstorbenen des Zweiten Weltkrieges ist eine Arbeit des bekannten Kunstschmiedes Fliethoff aus Münster. Die alte Glocke, die während des Krieges abgeliefert werden musste, wurde nach dem Krieg wieder aufgefunden und eingebaut.

1968-1969
Auflösung aller Landschulen durch das Land NRW, so auch die Aulendorfer Schule. Die damaligen Schüler wurden dann mit Schulbussen zur Schule nach Billerbeck gebracht.
Zuvor wurde das neunte Schuljahr eingeführt und zum Übergang, als Folge davon, gab es Halbschuljahre. Es gab dann das achte und neunte „Schuljahr“ als Halbschuljahr.

1972
Im April 1972 brannte die Gaststätte (vorher Wirt Dartmann mit Tante Emma-Laden) komplett nieder. Der Wirt Werner Fathmann konnte sich und seine Familie mit Mühe und Not retten.

1973
Schon im Mai 1973 konnte mit vereinten Kräften eine neue Gaststätte „Uhlenhook“ mit kleinem Saal und Kegelbahn eröffnet werden, nachdem man zwischenzeitlich eine provisorische Gaststätte in der leerstehenden „neuen“ Schule betrieben hatte. Auch die Witwe Arning bezog eine Wohnung über der Gaststätte und somit war das „Arningsche Haus“ mit Werkstatt ungenutzt.


1987
Die Finanzierung der laufenden Kosten der Kapelle war teilweise über den Pächter des „Uhlenhooks“ abgedeckt, aber seit 1987 fand sich auch kein Pächter mehr und laufende Kredite konnten schlecht oder nicht mehr bedient werden.

1990
Auf Rosenmontag 1990 stürzte kurz vor 12:00 Uhr durch einen Sturm der Turm der Kapelle auf das Mittelschiff und rollte zur Seite ab. Die zusammengehörige Gaststätte und Kapelle waren unterversichert. Zu dem waren auch keine Einnahmen in Sicht.
Somit trafen sich einige Bürger aus den anliegenden Bauernschaften (ehemaliger Schulbezirk Aulendorf), die um die Erhaltung der Kapelle rangen, damit diese nicht verkauft wird.

12. September 1991
Die sogenannten „Interessenten“ konnten das Ensemble Kapelle, Gaststätte und die alte Schule mit „Arningschem Haus“ nicht mehr wirtschaftlich betreiben und hätten es veräußern müssen. Daher gab es eine Zusammenkunft von Aulendorfer Bürgern mit dem Ziel, einen Capellenverein zu gründen. 38 von 60 anwesenden Personen erklären sich bereit, einem noch zu gründenden Verein beizutreten. Es wurde ein vorläufiger Vorstand gewählt, der den Satzungsentwurf überarbeiten und auf der nächsten Versammlung zur Abstimmung vorlegen soll.

25. November 1991

Fortsetzung der Gründungsversammlung. Die vorgelegte Satzung wird angenommen und der Vorstand in seinem Amt bestätigt.

21. Februar 1992
Die früheren „Interessenten“ der Kapelle Aulendorf schenken der „Capellengemeinde Aulendorf e.V.“ die Kapelle mit allen Aktiva und Passiva (175.000,- DM Schulden). Dazu gehört das Gaststättengebäude, die alte Schule mit dem „Arningschen Haus“ (Lehrerwohnung) und das Gelände hinter der Kapelle.

9. August 1993
Beschluss der Mitgliederversammlung, die Kapelle zu renovieren. Kostenvoranschlag für die denkmalpflegerischen Aufgaben 896.700,- DM und für die unterhalterischen
Aufgaben (Einbau einer Heizung, Erneuerung der Elektroinstallation etc.) 122.000,- DM.

Dezember 1993

Beginn der Renovierungsarbeiten.

2. Oktober 1995
Abschluss der Renovierungsarbeiten der Kapelle. Gesamtkosten 1.011.000,- DM. Von den Mitgliedern wurden über 2.400 Arbeitsstunden erbracht.

1996 u. 1997

Renovierung und Instandsetzung der alten Schule aus dem Jahre 1836 und der Lehrer- Wohnung aus dem Jahre 1875.

8. Dezember 1996

Feier aus Anlass des 250-jährigen Bestehens der Kapelle mit über 500 ehemaligen und jetzigen Bewohnern Aulendorfs.

30. Mai 1998
Abschluss der Renovierungsarbeiten der alten Schule und der Lehrerwohnung. Übergabe des Mehrzweckraumes an die Aulendorfer Vereine und Gruppierungen. Einweihung des Brunnen (ein Geschenk der Firma Bernd Dirks, Billerbeck).